Die Anfänge des Einbecker Feuerlöschwesens
Es ist in der Vergangenheit Einbecks wiederholt zu großen, zum Teil vernichtenden Feuersbrünsten gekommen, von den unzähligen kleinen Brandstätten ganz zu schweigen.
Da für die Brandbekämpfung zunächst nur Leder- und Holzeimer zur Verfügung standen, konnten sich die ausgebrochenen Feuer zumeist zu verheerenden Katastrophen ausweiten. Die zahlreich erlassenen Verordnungen, die feuergefährliche Hantierungen untersagten, waren zunächst die einzigen Hilfen.
Da bedeutet es schon einen großen Fortschritt, als im Jahre 1750 die "Brand-Assecuratiens-Sozietät", die Landschaftliche Brandkasse, in Calenberg-Grubenhagen und damit auch in Einbeck eingeführt wurde. Denn sie gab den Einwohnern die Möglichkeit der Versicherung ihrer Gebäude gegen Brandschaden.
Wesentlich und dringlicher aber war das örtliche Feuerlöschwesen, dem der Einbecker Rat angesichts der erwähnten Gefahrenmomente stets seine besonderen Fürsorge und Aufmerksamkeit entgegen brachte.· Stellten doch seit dem 18. Jahrhundert die Einrichtung des Feuerlöschwesens als sogenannte "Feuerlösch-Anstalt" einen besonderen Teil der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung dar, zumal die Feuerpolizei der Hoheitsgewalt des Einbecker Magistrat unterstellt war. Unter seiner Leitung wurde sie von einem Städtischen Feuer-Dirigenten angeführt, dem zwei Polizeidiener zur Seite standen. In der sog. "Feuer-Ordnung" fand das örtliche Feuerlöschwesen seine rechtsverordnenden Niederschlag, wobei sich als älteste Ordnung dieser Art in Einbeck, die von 1749 erhalten hat, die ihrerseits auf eine ältere, nicht mehr bekannte Fassung zurückgeht.
Schon die Feuer-Ordnung von 1749 läßt jene beiden Tendenzen erkennen, die fortan bis in unsere Tage das Feuerlöschwesen kennzeichnen: Die Wachsamkeit gegen das Feuer und die Durchführung der Brandbekämpfung, als Vorsorge wie Organisation des Feuerlöschwesens.
Die Vorsorge erstreckte sich nicht nur auf bauliche Sicherheitsnaßnahmen in den Häusern und auf Verhaltungsmaßregeln beim Gebrauch von Feuer und Licht, sodann diente sie auch der ständigen Beaufsichtigung und der Instandhaltung der Feuerlöscheinrichtungen. Durch regelmäßige Besichtigungen hatten die Feuerherren für die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften zu sorgen und die Einsatzbereitschaft der städtischen Feuerlöscheinrichtungen zu überprüfen. Deren Grundlage war naturgemäß die örtliche Wasserversorgung. Sie wurde vor allem vom Krummen Wasser gespeist, das in hölzenen Rohrleitungen die 46 Brunnen der Stadt füllte, aus denen das Wasser zur Brandbekämpfung entnommen wurde.
Die Brunnen-Pumpen dieser Leitung im Verein mit Wassertürmen bildeten das Reservoir, und zur Regulierung diente das Wehr beim Roten Haus und beim sog. Kleinen Wasserhaus hinter der Münsterkirche. Als diese Einrichtungen von 1889 bis 1891 durch den Bau der Wasserleitung ersetzt wurden, boten die jetzt überall in der Stadt vorhandenen Hydranten einen viel wirksameren Schutz und ermöglichten zugleich den Einsatz von größeren Feuerlöschgeräten.
Schon im 18. Jahrhungert war das Einbecker Feuerlöschwesen besonders ausgebaut. Zwar wurden nach wie vor die herkömmlichen Ledereimer gebraucht, und daneben herrschten noch die einfachen Handgeräte - so wie Feuerhaken und -gabeln zum Niederreißen angebrannter Wände und die Feuerleitern als Zukömmlichkeit bei Lösch- und Rettungsarbeiten- vor. Außerdem waren große Wasserfässer vorhanden, in denen das Wasser aus den Brunnen zur Brandstätte geschafft wurde. Trotzdem verfügte das hiesige Feuerlöschwesen auch schon über etliche Spritzen, besonders über Handspritzen.
Wann die erste fahrbare Feuerspritze in Einbeck angeschafft wurde, läßt sich nicht mehr genau feststellen. Es gab im mittleren 18. Jahrhundert hier bereits eine große und kleine Schlangenspritzen ("Schlangen" waren lederne Druckschläuche), 5 Tonnen- und 36 Handspritzen, 30 Feuerleitern, 20 Feuerhaken, 6 Feuergabeln, 500 lederne Feuereimer sowie 8 große Wasserfässer. Auffällig war, das die Feuerlöschgeräte nicht gemeinsam untergebracht, sondern einzeln auf mehrere Stellen in der Stadt verteilt waren. Aus Sicherheitsgründen strebte man darum eine Unterbringung an verschiedenen Orten im Stadtgebiet an: Die Feuerleitern hingen an bestimmten Ecken der Straßen, die Wasserfässer standen an etlichen Brunnen, die Feuerhaken, -gabeln und -eimer waren im Rathaus untergebracht, während die Handspritzen auf 18 verschiedene Straßen im Stadtgebiet verteilt und die Tonnenspitzen ebenfalls getrennt untergebracht waren.
Fortsetzung in " Von den Spritzenhäuser Einbecks zur Feuerwache Benser Straße "
Quelle: Aus der Festschrift "100 Jahre Feuerwehr Einbeck" von Dr. Erich Plümer