Jahreshauptversammlung 2024 Berichtsjahr 2023
Mit 289 Einsätzen so häufig gefordert wie noch nie
Jahreshauptversammlung der Schwerpunktfeuerwehr Einbeck | Lob für hervorragende Arbeit
Einbeck. Wenn die Feuerwehr 2022 gedacht hatte, sie habe einen Rekord an Einsätzen erreicht, so zeigte sich beim Rückblick auf 2023: Es geht noch mehr. 289 mal mussten die Kameradinnen und Kameraden im vergangenen Jahr ausrücken, statistisch gesehen alle 1,26 Tage, ohne Rücksicht auf Tages- oder Nachtzeit, Wochenende oder Feiertage. Eine Bilanz zog das Kommando jetzt bei der Jahreshauptversammlung der Schwerpunktfeuerwehr Einbeck. Es wurden Ehrungen und Beförderungen ausgesprochen, und Gäste lobten die Arbeit, die längst kein »Hobby« mehr sei.
Ortsbrandmeister Frank Schwarz begrüßte die Teilnehmer in der Multifunktionshalle. Beim Gedenken an die verstorbenen Kameraden erinnerte er besonders an Hauptbrandmeister und Ehrenortsbrandmeister Friedel Oppermann, der am 13. Mai im Alter von 87 verstorben ist. Mehr als sieben Jahrzehnte war er im Dienst für den Nächsten, als herausragender Feuerwehrkamerad, Freund und Vorbild für Engagement, Hingabe und Tapferkeit. Zugleich hatte er Fachkenntnisse von unschätzbarem Wert, er sei pflichtbewusst und immer hilfsbereit gewesen und bis zuletzt in der Seniorenabteilung aktiv.
Zum 31. Dezember 2023 hatte die Schwerpunktfeuerwehr Einbeck einen Mitgliederbestand von 358: 101 Männer und acht Frauen in der Einsatzabteilung, 14 männliche und zwei weibliche Jugendliche in der Jugendfeuerwehr sowie 19 Jungen und acht Mädchen in der Kinderfeuerwehr. Das ergab, so Ortsbrandmeister Frank Schwarz, einen Bestand von 152 aktiven Kameraden. Die Altersabteilung bestand aus 14 Mitgliedern, hinzu kamen 192 Fördernde - insgesamt ein Plus von 53 im Vergleich zu 2022, davon 44 im Personalpool der Aktiven.
Es gab 289 Alarme, die 3.514 Gesamtpersonalstunden erforderten: 48 Entstehungs-, 14 Klein- und sechs Großbrände, ein Mittelbrand, 146 technische Hilfeleistungen, 60 Blinde Alarme und 14 mal »Sonstiges«. Nach 283 Einsätzen 2022, dem bisherigen Rekord, hätte er nicht gedacht, dass sich diese Zahl noch steigen ließe. Aber 289 Einsätze waren es, um zu retten, zu löschen, zu bergen und zu schützen, rund um die Uhr und zu Weihnachten, bedingt durch die Hochwasserlage. Das sei kein Sprint, sondern ein Marathon gewesen. Wenn der Melder gehe, seien die Feuerwehrleute da, unabhängig von der persönlichen Lebenslage. Das bringe im privaten und leider auch im beruflichen Umfeld manchmal Probleme.
Auf einige Einsätze blickte Florian Nüsse zurück: Schon in den ersten drei Stunden des Jahres gab es vier Alarme. Mitte Januar musste ein brennender Pkw auf der B3-Zufahrt Reinserturm gelöscht werden. Ende Februar stand die Feuerwehr auf Anforderung durch die Polizei bereit, als sich eine Aktivistin einer Fahrraddemo auf dem Möncheplatz in einen Baum gesetzt hatte. Im März und im Mai ereigneten sich Brände auf der KWS-Baustelle in der Otto-Hahn-Straße. Relativ viele Einsätze, so Nüsse, habe es zur Unterstützung von Polizei und Rettungsdienst gegeben, wobei der Einsatz der Drehleiter oft eine Herausforderung in engen Straßen sei. Unwetter sorgten im Sommer für verschlammte Straßen sowie gekippte Bäume. Ein Autounfall im August zwischen Edemissen und Iber mit vier Verletzten, ein Zimmerbrand in der Maschenstraße im September und eine Alarmübung bei der Firma Kurt König mit mehr als 150 Kräften sowie zwei gleichzeitige Realeinsätze: Vielfältig war die Feuerwehr gefordert, genau wie bei Verkehrsunfällen bei Volksen und auf der B3 Mitte Oktober. Weiter wurden Großübungen an den BBS und bei der Sparkasse absolviert. Ab dem 22. Dezember wurde die Hochwasserlage kritisch, hinzu kamen ein umgestürzter Baum, eine Person im Wasser, eine brennende Scheune. »Da hatten wir alle Hände voll zu tun.« Aber man habe »eine ganz solide Leistung« gezeigt.
Um das zu bewältigen, wurden zahlreiche Ausbildungseinheiten in Theorie und Praxis durchgeführt, berichtete Ortsbrandmeister Schwarz. Als Schwerpunktfeuerwehr stehe man vor einer hohen Themendichte und der Erwartung, schnell und professionell zu handeln. Deshalb reichten zwei Dienste im Monat nicht mehr aus. Es gebe themenspezifische Zusatzdienste, die sich bewährt hätten, und in einem wöchentlichen Angebot könnten die Mitglieder ihre körperliche Fitness beim Dienstsport steigern.
Zum 1. Januar sollte sich die Grundlagenausbildung ändern, mit mehr Möglichkeiten, online zu lernen. Inzwischen seien die Inhalte abrufbar. Er halte die Umsetzung allerdings bisher für nicht optimal. Mit neuer Dienstbekleidung und neuen Dienstgradabzeichen stehe eine weitere massive Änderung bevor.
Mit Erfolg haben sich die Kameraden auf Orts-, Kreis- und Landesebene weitergebildet. Dabei sind Aktive auch selbst als Ausbilder dabei.
Einstimmig hat die Versammlung Lene Garus-Jochumsen als Kinderfeuerwehrwartin bestätigt. Für die Kinderfeuerwehr berichtete Maximilian Mente von der Gründungsfeier der »Einbecker Flammenhopser« im September. Im ersten Jahr wurde intensiv geübt, und die Gruppe hat Rettungsorganisationen besucht, an Wettbewerben teilgenommen, eine Theatervorstellung erlebt und die Senioren zu Weihnachten überrascht. Es gibt 25 Mitglieder und eine lange Warteliste. Jugendfeuerwehrwartin Nadine Böker berichtete von praktischen und theoretischen Gruppenstunden, Zeltlager, dem 30-jährigen Jubiläum im September und Wettbewerben sowie dem Jahresabschluss mit der Weihnachtsfeier: 3.246 Stunden wurden geleistet. Für 2024 seien Wettbewerbe und das Stadtzeltlager in Planung.
Florian Nüsse als Zugführer Gefahrgut mahnte, dass es künftig weniger Einsatzkräfte in diesem Bereich gebe. Außerdem müsse man sich Gedanken machen um die Ersatzbeschaffung des über 30 Jahre alten Gerätewagens Gefahrgut. Neben den Diensten standen zwei Übungen und eine Objekterkundung auf dem Programm.
Für die beiden Wettkampfgruppen berichtete Nico Rosniewski, dass man mit frühzeitigem Übungsbeginn im Juni auf Stadtebene gut abgeschnitten habe. Auch den Kreiswettbewerb konnte man solide beenden. Justin Koch vom Team Brandschutz und Öffentlichkeitsarbeit erläuterte, dass Brandschutzhelfer ausgebildet wurden. Schulen und Kitas wurden besucht, das Team war bei Veranstaltungen präsent.
Abschließend dankte der Ortsbrandmeister dem Feuerwehrkommando auf Orts-, Stadt- und Kreisebene für die Unterstützung, ebenso Verwaltung und Politik. »Eure Arbeit ist unglaublich wichtig, und ich schätze eure Selbstlosigkeit und Einsatzfreude«, dankte er der Einsatzabteilung. Es erfülle ihn mit Stolz, Ortsbrandmeister zu sein.
Der stellvertretende Bürgermeister Detlef Martin zollte den Feuerwehrleuten größten Respekt: Fast 300 Einsätze in einem Jahr und zum Abschluss die tagelange Herausforderung des Hochwassers, das sei mehr als ein Hobby im Sinne einer Freizeitbeschäftigung. Dabei arbeiteten die Kameraden durchaus professionell, denn die Welt verändere sich, und sie dürften einer Berufsfeuerwehr nicht nachstehen. So habe gerade der Hochwassereinsatz gezeigt, dass die Bürger sich auf die Feuerwehr verlassen könnten; dafür sagte er Dank. Er wünschte zudem, dass die Einsätze erfolgreich und unverletzt beendet würden, und er ermunterte, das Sportabzeichen zu machen.
Die schweren Unfälle, wie man sie gerade im vergangenen Jahr erlebt habe, seien belastend für die Blaulichtfamilie, stellte der Leiter des Polizeikommissariats Einbeck, Stefan Roddewig, fest. Er wünsche den Feuerwehrleuten, dass sie das Leid nicht mit nach Hause nehmen würden. Mit einem entspannten Jahresende habe es nicht geklappt: »Was Sie geleistet haben, ist an Professionalität und Engagement kaum zu überbieten.« Der Dienststellenleiter der Einbecker Johanniter, Marc Küchemann, würdigte ebenfalls die professionelle Zusammenarbeit, etwa bei Verkehrsunfällen. Auch er ging auf die einzigartige Arbeit beim Weihnachtshochwasser ein: Man sei immer vor der Lage gewesen, und tatsächlich konnte man Heiligabend zwölf Stunden Pause machen.
Die Gründung einer Kinderfeuerwehr sei großartig und der richtige Weg, Nachwuchs früh zu binden, stellte Abschnittsleiter Kai Reichelt fest. Für eine Überarbeitung der Ausbildung sei es Zeit gewesen: Online- statt Frontalunterricht und modularer Aufbau, er sehe darin Vorteile. Beim Thema Dienstbekleidung gebe es noch offene Fragen. Das System »Mobile Retter«, das im Landkreis angelaufen sei, alarmiere Ersthelfer über eine App. Die durchschnittliche Eintreffzeit liege bei 4,5 Minuten, schneller als der Rettungsdienst. Er halte dies für eine gute Sache, die Leben retten werde.
Stadtbrandmeister Lars Lachstädter kündigte an, dass die Bekleidung nicht auf einmal erneuert werde. Im Stadtkommando sehe man da einen jahrelangen Prozess. Beim Hochwasser seien alle 35 Ortsfeuerwehren dabei gewesen, 550 Einsatzkräfte hätten über 9.000 Stunden geleistet. In den Feuerwehren gebe es aktuell rund 1.200 Mitglieder. Angesichts der Altersstruktur werde man in zehn Jahren nur noch etwa 800 Kameraden haben. Man könne mit neuer Technik dagegen steuern, aber ohne Manpower werde es nicht gehen. Er lobte, dass die Feuerwehren wirklich jederzeit da seien.
Jochen Beulshausen, 1970 in die Feuerwehr eingetreten, Peter Wielosinski, seit über 55 Jahren dabei, und Albrecht Reschke, seit 1974 in der Ortsfeuerwehr, wurden aus dem Dienst verabschiedet. Alle hätten sich, so Ortsbrandmeister Schwarz, zahlreiche Verdienste erworben und ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Dafür seien sie mehrfach ausgezeichnet worden. Für den Feuerwehrruhestand wünschte er alles Gute.
Als langjährige Mitglieder wurden für 25 Jahre Peter Hümme, Detlev Specht, Matthias Buchholz, Chris Preuß und Frank Schwarz ausgezeichnet, für 40 Jahre Maik Thebes, Lars Lachstädter, Matthias Krüger, Matthias Pankalla und Friedel Schimpf und für 50 Jahre Günther Jensch und Karl-Heinz Peters.
Mit den Zugführern Sebastian Radke und Matthias Weger beförderte Frank Schwarz Lena Celina Dahlmann zur Feuerwehrfrau, Patrick Schneider und Jonas Pfeiffer zu Oberfeuerwehrmännern, Lara Sophie Goliasch zur Oberfeuerwehrfrau sowie David Günzel-Steinhoff, Ludwig Gabriel und Tom Heidenreich zu Hauptfeuerwehrmännern. Zu Hauptlöschmeistern wurden Jan Witte, Matthias Buchholz und Sebastian Radke befördert, zum Brandmeister Peter Garus und zum Oberbrandmeister Florian Nüsse. ek
Peter Wielosinski, Jochen Beulshausen (Zweiter und Dritter von links) und Albrecht Reschke (Dritter von rechts) wurden nach vielen aktiven Jahrzehnten in den »Feuerwehrruhestand« verabschiedet.
Stadtbrandmeister Lars Lachstädter (Dritter von rechts) und Ortsbrandmeister Frank Schwarz (links) konnten bei der Jahreshauptversammlung mehrere Beförderungen vornehmen.
Fotos: Kondziella
Auch die Auszeichnung für langjährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr stand bei der Jahreshauptversammlung der Schwerpunktfeuerwehr Einbeck auf der Tagesordnung.
Quelle: Einbecker Morgenpost